Die Betriebs- und Hofgruppe berichtet zur Entwicklung des Hofes. Diesmal geht es um unsere Erkenntnisse aus der letzten Hauptversammlung, um die Überlegungen zum Hofkauf und wir zeichnen ein aktuelles Bild des Hofes: Tiere, Menschen, Anbau, usw.

Was auf dem Hof nebst Nahrungsmitteln wächst

An unseren Hauptversammlungen nehmen wir uns nebst Jahresrückblick, Budget, Wahlen usw. immer auch Zeit dafür, unser Projekt zu refektieren. Im März haben wir uns in Gruppen zusammengesetzt und über folgende Fragen nachgedacht: Was wächst im radiesli nebst Nahrungsmitteln? Was für einen Einfuss hat mein radiesli- Teil-Sein auf mein Leben? Hier eine Auswahl der Ergebnisse

Man lacht viel
Inspiration
Meine Herzensangelegenheiten haben Raum
Gutes Gefühl von Unabhängigkeit
Macht mein Leben vielfältiger und besser
Einen gemeinsamen Garten haben
draussen sein können
Ausgleich
Spannende Familienausfüge
Mehr kochen
Improvisationstalent beim Kochen
Mehr Aufwand beim Kochen
Weniger einkaufen müssen
Freude beim Verschenken
Wertschätzender, saisongerecht, bewusster und gesünder essen.
Bezug zur Herkunft
Wissen, was im Gemüse steckt.
Achtsamkeit wächst, höhere Sensibilität auch in anderen Lebensbereichen
Besondere, andere Wirtschaftsform
Ein anderes System (Alternative zu Coop, Migros)
Neue Wege in der Landwirtschaft aufzeigen
Neue Zukunftsperspektiven
Experimentieren mit neuen Methoden
Inspiration für andere - viele Besuche von Institutionen, Schulen u.s.w
Generationen und Kulturen begegnen sich
Eine Gemeinschaft, Netzwerk, neue Beziehungen und Freundschaften entstehen, Nachbarschaftspfege
(Gemüse verschenken :) und Austausch
Integration: Asylsuchende, Wiedereingliederung....
Umgang mit der Natur - ein Kreislauf entsteht Lernraum, Neues lernen, Bildung zu Landwirtschaft, Mit Kindern Bezug zum Essen herstellen, Gartenkenntnisse Kultursommer, Chörli Teikei Kafee, Hofkinderprojekt Wohlfühloase...

Dies alles macht deutlich, dass das radiesli weit mehr ist, als ein Bauernhof. Unsere Art der Landwirtschaft hat viele Vorteile, die wir mehr und mehr kennen und schätzen lernen. Es erscheint uns wichtig, wert zu schätzen, was in diesem Projekt alles möglich wird, zusätzlich zur Produktion der Nahrungsmittel.

Wenn wir so anbauen, wie wir das tun - mit viel Handarbeit, vielfältige kleinfächige Kulturen, ökologische Flächen, kleine und dafür unterschiedliche Tierherden, Arbeitszeiten und Arbeitsrhythmen, die für die Landwirt*innen und Gärtner*innen gesund sind, überschaubar, wenig mechanisiert, bio(-dynamisch), gemeinsam mit vielen Laien, ausprobierend, Neues wagend, Altes wertschätzend und wenig efzient, ... dann ist das rein fnanziell kein Selbstläufer. Im üblichen Jargon und im gewohnten "Markt" ist das Vorgehen schlicht "nicht rentabel", da ein Mehr an Kosten anfällt. Die gewonnenen Zusatzleistungen werden von diesem Markt üblicherweise nicht honoriert und auch nicht vergütet. Wir können uns aber von diesen Marktzwängen befreien: Wir können wertschätzen, was wir alle gemeinsam hier tun, und als Gemeinschaft können wir uns diesen Mehrwert solidarisch leisten.

Ein paar konkrete Beispiele:

  • Einen neuen Stall bauen für eine Kuhherde mit 9 Müttern ist finanziell unrentabel. Für die Fläche, die wir bewirtschaften aber ist es sehr sinnvoll. Um den Boden gesund zu halten braucht es eine Fruchtfolge (d.h. eine Rotation der Kulturen), die auch viel Grasland beinhaltet. Dieses Gras «nehmen» uns die Kühe ab und liefern dafür wertvollen Mist, der wiederum unser Getreide, Kartofeln, Gemüse usw. gedeihen lässt.
  • Je ungefähr 30 Aren Dinkel, Weizen, Emmer, Roggen und Buchweizen anzubauen, lohnt sich fnanziell kaum, einträglicher wärs, von einem viel anzubauen. Für unser Verständnis von Vielfalt in der Bewirtschaftung macht es aber Sinn, ebenso für die Verteilung. Wir wollen keine 60 kg Weizen im Abo...
  • Viele kleine Beete mit vielen verschiedenen Gemüsesorten sind extrem arbeitsaufwändig und nur machbar mit viel Handarbeit und vielen Arbeitseinsätzen; kleine Strukturen, Vielfalt und Mischkultur stärken aber den Boden und uns... und sie bieten den unterschiedlichsten Lebewesen einen Lebensraum
  • Normale Arbeitszeiten in der Landwirtschaft sind über 55 h pro Woche, Ferien im Sommer sind sehr schwierig für die meisten Landwirt*innen. Die Menschen der Hofgruppe arbeiten Teilzeit und können dank dem Arbeiten im Team auch zur Hochsaison Ferien nehmen, nämlich dann, wenns am schönsten ist...
  • Die Koordination all der vielen Menschen und Projekte auf dem Hof ist für die Hofgruppe eine Freude, braucht aber auch Beachtung und Zeit und ist schwer in Kilopreisen zu berechnen.

Es stellt sich also die Frage: Was ist uns dieser Hof mit all seinen Möglichkeiten wert? Sind wir bereit, ihn so zu tragen?

Finanziell solidarisch tragen

Wir bewirtschaften den ganzen Hof jetzt im vierten Jahr. Zu Beginn haben wir sehr viel investiert und aufgebaut (Stallbau, Tiere, Betriebszweige, resp. neue Kulturen, Entwicklung neuer Abos....). Die Beiträge sind nicht so sprunghaft gestiegen wie der Aufwand, deshalb konnten wir die jährlichen Betriebskosten noch nicht ganz decken. Diesen Fehlbetrag konnten wir aber jedes Jahr verkleinern und mittlerweile sind die Abos praktisch alle vergeben und die Rechnung beginnt aufzugehen.- Was wir noch nicht solidarisch über Abos oder andere Abnahmeverträge verteilen können, versuchen wir zusätzlich über klassische Kanäle zu verkaufen. Dennoch sind wir noch nicht ganz soweit, dass unser Budget aufgeht. Fürs 2019 ist noch ein Fehlbetrag von Fr. 7‘300.- budgetiert, und es ist unser Ziel, im 2020 schwarze Zahlen zu schreiben.

Da der Hof jetzt eine Form angenommen hat und die Hofgruppe gemäss den Wünschen von uns allen die Fruchtfolgen ausgetüftelt hat, können wir nicht davon ausgehen, dass wir mit anderen, weiteren Kulturen oder Betriebszweigen noch viel mehr einnehmen können. Die Grösse des Hofes setzt hier Grenzen. Wenn wir den Hof so wollen, wie er jetzt ist, müssen wir daher andere Wege suchen, die Einnahmen zu erhöhen.

Ende letztes Jahr haben wir zum ersten Mal alle eine Jahresvereinbarung ausgefüllt, wo jede und jeder erklärte, was er oder sie im 2019 vom Hof beziehen will und was jede*r bereit ist, dafür zu bezahlen. Die Idee von individuellen Betriebsbeiträgen begleitet uns schon seit einigen Jahren und wir haben an verschiedenen Versammlungen dazu gearbeitet. Dabei ist herausgekommen, dass es zwar wünschenswert ist, wenn jede und jeder nach seinen Möglichkeiten fnanziell beisteuert, es wurde aber auch deutlich, dass wir sehr vorsichtig in diese Richtung weitergehen wollen. Und dass es nach wie vor "Richtpreise" braucht, also einen Vorschlag, wie viel nötig ist um auf eine schwarze Null zu kommen. So konnten wir also letzten Herbst wählen, ob wir den bisherigen Betriebsbeitrag für unsere Abos bezahlen wollten oder beispielsweise 15% mehr (gemäss letztjährigem Budget wäre das der kostendeckende Beitrag gewesen) oder noch mehr. Es hat sich gezeigt, dass etwa die Hälfte der Menschen bereit waren durchschnittlich 15% mehr zu bezahlen, was auf die Gesamtsumme knapp 8% ausmacht.

Die Betriebsgruppe wird auch diesen Herbst wieder eine Jahresvereinbarung verschicken. Aktuell überlegen wir uns kostendeckende Betriebsbeiträge als "Richtpreis". Nach wie vor soll es aber möglich sein, weniger zu bezahlen und natürlich auch mehr.

Dass der bisher angegebene Betriebsbeitrag NICHT kostendeckend war, hat mit der Erweiterung des Betriebes auf den ganzen Hof zu tun. Arbeiten rund um die Infrastruktur wie das Instandhalten der Gebäude und Maschinen, Mähen, Laubrechen, usw. wurden vorher von Ueli Leibundgut gemacht, oder sind neu dazugekommen (z.B. die Pfege der Ökofächen...). Diese Arbeiten sind zeitaufwändig und bis anhin in keinem Abo eingerechnet.

Dadurch, dass wir jetzt alles Lagergemüse selber anbauen, den eigenen Mist kompostieren und mehr Rotationsfäche haben, ist auch das Gemüseabo reichhaltiger geworden, wir können z.B. länger und mehr Kartofeln und Rüebli verteilen.

Hofkauf

Ueli ist seit 5 Jahren pensioniert, seit 4 Jahren pachtet die Hofgruppe als GmbH den radiesli-Hof. Elisabeth und Uelis Kinder wollen den Hof nicht übernehmen und deshalb sind Betriebs- und Hofgruppe seit längerem mit Ueli und Elisabeth im Gespräch, ob das radiesli den Hof kaufen kann. Dabei stellte sich nicht nur die Frage, ob sie den Hof überhaupt an uns verkaufen wollen (das wollen sie zu unserm grossen Glück :) sondern auch, in welcher Form das radiesli den Hof sinnvollerweise kauft.

Es gibt hierzu einiges zu beachten, vor allem das bäuerliche Bodenrecht. Gemäss diesem können nur Landwirt*innen Landwirtschaftsland kaufen, dadurch wird das Land vor Spekulationen geschützt. Es verunmöglicht aber einer juristischen Person, wie z.B. einem Verein wie dem radiesli einen Hofkauf.

Wir erachten es aber für die Idee unseres Projektes als sinnvoll, wenn es nicht eine einzelne Person ist, die den Hof kauft. Besser gefällt uns die Vorstellung, es könnte die GmbH sein oder unter bestimmten Voraussetzungen eine Stiftung. Die Betriebsgruppe hoft, dass mit der Variante "Stiftung" die radiesli-Idee am besten langfristig und Personen-unabhängig gewahrt werden könne. Dazu ist die BG bereits im Gespräch mit der Stiftung "Stiftung zur Pfege von Mensch, Mitwelt und Erde (= StiMME)". Manches hat die Betriebsgruppe bereits an der Hauptversammlung im März 2019 berichtet und seither die Idee konkreter werden lassen.

Zum weiteren Vorgehen

  • Anfrage beim Regierungsstatthalteramt ob der Hofkauf in unserm Fall mit einer Stiftung möglich ist
  • Ausarbeiten eines möglichen Nutzungs-Vertrages mit der Stiftung
  • Eine ausserordentliche Hauptversammlung: Um ins Detail zu gehen, Fragen zu klären und ein möglichst breites Einverständnis mit dem Vorgehen zu ermöglichen.

Uns ist es ein grosses Anliegen, Elisabeth und Ueli unsere grosse Wertschätzung, Dankbarkeit und Freude kundzutun. Dafür, dass sie uns seit Jahren auf ihrem Hof unser Projekt umsetzen haben lassen und sich mit all den Veränderungen auseinander setzen, die das alles mit sich bringt. Und dafür, dass sie sich jetzt auch noch dazu entschliessen können, ihr Lebenswerk an uns weiter zu geben. Es ist für sie ein sehr emotionales Thema und es ist sicher gut, wenn sie nicht immer wieder im Alltag darauf angesprochen werden.

Unser Land

Wenn man das Land von oben und im Zeitrafer betrachten könnte, dann wäre wohl ziemlich deutlich zu sehen, wie es sich in den letzten vier Jahren bereits verändert hat. Es ist viel klein-strukturierter geworden, es gibt Buntbrachen entlang den Feldern, neue Ast- und Steinhaufen, einen Weidenzaun entlang der Weide, eine 130 m lange neue Hecke entlang des neuen Gemüsebitzes, die wir letztes Jahr in einer schönen Aktion mit vielen Menschen gross und klein gepfanzt haben. Es gibt viele kleinere Felder mit vielfältigen Kulturen, es gibt zwei wunderschöne runde Brennholztristen, das Tipi der Hofkinder...

Der Anbau von Emmer, Buchweizen und Polentamais letztes Jahr war erfolgreich und wird wieder gemacht. Daneben wachsen Weizen, Dinkel, Linsen, Hafer und Leindotter wie bisher, neu auch Roggen. Für soliTerre bauen wir wieder Randen, Herbsträben und Bodenkohlrabi an, neu dazu kommen Schwarzwurzeln. Dann gibt es das Kartofelfeld, die Dämme mit Rüebli und Chicoree, das Zwiebel- und Kürbisfeld und die Weide- und Grasfächen. Im Gemüseanbau versuchen wir es dieses Jahr zum ersten Mal mit Yacon. Daneben wachsen wie bisher 60 weitere Gemüsearten.

Ein grosses Thema in der Hofgruppe ist immer wieder die Bodenbearbeitung. Da unsere Traktoren und die Bodenfräse alle alt sind, überlegen wir uns aktuell, welche Mechanisierung wir wirklich brauchen und in welche neuen Maschinen und Systeme wir allenfalls investieren wollen. Dies ist ein sehr komplexes Thema, wer mehr darüber wissen will, kann sich gerne mit der Hofgruppe austauschen.

Tiere auf dem Hof

Unterdessen leben 50 Hühner, 5 Ziegen mit aktuell 6 Gitzis, 9 Mutterkühe mit Kälbern in verschiedenem Alter, 3 Wollschweine, 2 Katzen und Uelis und Elisabeths zwei Pferde und ihre Entenschar auf dem Hof.

Auch hier ist der Hofgruppe die Vielfalt ein Anliegen, unserer Meinung nach trägt jedes Tier durch seinen Charakter zum Gleichgewicht des Hofes bei.

Wir werden ab und zu von Mitgliedern gefragt, ob es denn genug Platz und Weiden hat für all die Tiere, genügend Futter, ob es nicht zu viel Dünger/Mist gibt, und welche Aufgaben die Tiere haben. Deshalb hier ein paar Antworten:

Wir haben genug Platz für die Tiere. Die Ziegen haben einen eigenen Stall und teilen sich die Weidefächen im Wechsel mit den Kühen. Die Schweine sind im ehemaligen Hühnerstall und -hof untergebracht, wo früher, zu Ueli und Elisabeths Zeiten der Bewirtschaftung, jahrelang Hühner waren. Die Schweine „sanieren“ dort jetzt den müden Boden mit ihrem Wühlen und Graben und hausen im Stall, wo anfällig alte Hühnerkrankheiten und -parasiten kein Problem für sie sind. Im Frühling wurden sie auf dem abgeernteten Gemüsefeld einquartiert. Sie haben dort die Erde mit ihren Nasen wie kleine Pfüge umgegraben und verhinderten so die Verunkrautung des Bodens. Nach dieser Bearbeitung konnten wir uns das Pfügen ersparen und direkt Gras einsäen, das jetzt dort für zwei Jahre für die Erholung des Bodens sorgt. Die Hühner zügeln mit ihrem mobilen Stall von Weide zu Weide und die Kühe haben ebenfalls ihre Weiden und den Stall. Im Sommer gehen Kühe und Ziegen z`Alp, so dass wir die Weiden mähen und Heuen und Futtervorräte für den Winter anlegen können.

Gesamthaft produzieren unsere Tiere weniger Hofdünger, als wir einsetzen könnten. Gerade die Wiesen dürften gerne etwas mehr Dünger erhalten. Grasmischungen mit Klee und Luzerne kommen gut mit weniger Nährstofen (aus Mist und Gülle) aus, weil letztere selber Stickstof aus der Luft binden können. Hat das Gras jedoch zu wenig Nährstofe dominieren die Kleearten den Bestand. Diese sind aber für die Trockenfuttergewinnung nicht ideal, da ihnen wenn sie ganz trocken sind leicht die Blätter abfallen und dann auf der Wiese beim Heuen liegen bleiben. Da wir keine Heubelüftung haben (die eine grosse Menge Energie verbrauchen würde) machen wir vor allem Bodenheu, das beim Einbringen ganz trocken sein muss, so dass die Gefahr besteht, dass wir hohe Verluste der wertvollen Kleeblätter haben. Einen grösseren Gräseranteil im Heu könnten wir durch mehr Gülle/Mist erreichen. Nährstofknappheit ist im Übrigen nicht nur bei uns, sondern auf den meisten Biohöfen ein grosses Thema. Was wir mit schonender Bodenbearbeitung, Gründüngung und Pfanzenvielfalt zu kompensieren probieren. Zum Thema Bodengesundheit ist im Moment viel Forschung und Entwicklungsarbeit im Gange.

Im Winter fressen die Kühe und Ziegen vom gleichen Heu und Grassilage, wobei eine Ziege viel weniger frisst als eine Kuh. Für die Kühe und Ziegen geht es mit der Futtermenge derzeit mit den eigenen Flächen und dem Sommer z'Alp gerade auf. Ausser es ist so trocken wie letzten Sommer: aufgrund dessen mussten wir diesen Winter ca. 3 t Futter dazu kaufen, was etwa einem Viertel des normalen Verbrauchs eines Winters entspricht. Um künftige Dürren besser mit eigenem Futter überstehen zu können, haben wir bereits den Besamungszeitpunkt der Kühe so geändert, dass die gesamte Herde auf die Alp kann – also keine während der Alpzeit ein Kalb bekommt und deshalb zu Hause bleiben muss – und versuchen mit Trockenheits-toleranteren Grasmischungen mehr Ertrag bei Dürre zu erzielen. Auch planen wir künftig Dach- und eigenes Quellwasser in den ungenutzten alten Güllegruben zu speichern um die Felder damit bewässern zu können.

Die Schweine lassen ihren Mist hauptsächlich dort liegen, wo sie draussen am Wühlen sind und düngen damit die künftige Wiese. Beim Wühlen fnden sie Würmer, Engerlinge und Wurzeln. Als Gemischtköstler fressen sie auch Kleie (= ausgesiebte Teile von Randschichten und Keimlingen beim Mahlen von Getreide), Ausschusshafer mit Unkrautsamen, geschenkte Sojakörner, Ausschussgemüse, Rüst- und Feldabfälle (z.B. Broccolistrünke), was halt auf dem Hof anfällt. So mussten wir für die drei jetzt rund 9 Monate bei uns wohnenden Schweine erst 250 kg Futter zukaufen. Dies ist sehr wenig.

Wenn wir das Getreide-Futter für unsere Hühnerschar (50 Hühner für 40 Eierabos) selber anbauen wollten, hätten wir zu wenig Kulturfäche. Das Federvieh frisst zwar auf der Weide auch Gras und verzehrt bei Gelegenheit Rüstabfälle, der Hauptanteil des Futters wird aber anderswo produziert (Bio Futtermühle Lehmann) und wir kaufen ihn zu. Der Hühnermist ist von der nährstofreichen Sorte und kommt auf den Haufen mit dem Mist von Uelis Pferden (er streut mit Holzspänen und die „fressen“ die Nährstofe im Mist eher auf) - zusammen gibt das eine gute, wertvolle Mischung.

Gedanken zur Tiervielfalt auf dem Hof

Ziegen und Wollschweine sind teils eine (aufwändige) Liebhaberei, aber auch eine Bereicherung der Vielfalt auf dem Hof. Sie sind für Kinder und Besuch von auswärts erlebbar, sie lassen sich berühren und es ist nicht gleich gefährlich, wenn Laien sich ihnen nähern (im Gegensatz zu den Kühen). Die Schweine können längerfristig auch den Speck für unsere Wursterei „liefern“ (bisher musste dies komplett zugekauft werden). Dazu bringen diese Tiere auch eine neue, schöne Energie auf den Hof. Sie stehen für Qualitäten wie bedächtiges Sein und Stofwechsel (Kühe), Neugierde, Temperament und Frechheit (Ziegen), Schnüfeln, Graben, Lebensfreude (Schweine) und gehören zur Gemeinschaft wie die Pfanzen auf Feldern und in den Hecken und wie die Menschen auf dem Hof.

Menschen auf dem Hof

Die Zusammenarbeit mit dem Asylzentrum Enggistein hat leider ein Ende gefunden, das Zentrum wurde geschlossen. Wir haben mit der Heilsarmee Kontakt aufgenommen, da diese in Worb Asylsuchende betreut und wir gerne weiterhin diese Plätze für ein Beschäftigungsprogramm anbieten wollen. Zur Zeit kommt Fahim aus Afghanistan jeden Mittwoch Nachmittag auf den Hof.

Dank den vielen Einzahlungen auf den Solifonds konnten wir Mohammed, der vormals im Beschäftigungsprogramm bei uns war, bis Ende Juli eine Anstellung ermöglichen. Er arbeitet 50 % auf dem Hof und sucht für ab August eine Lehrstelle.

Wir bekommen nach wie vor sehr viele Anfragen von Menschen, die gerne eine Weile auf dem Hof mitarbeiten wollen, und dies unentgeltlich:

Zur Zeit macht Milène ein dreimonatiges Praktikum bis Ende Juni. Anschliessend wird sie die Ausbildung in der Gartenbauschule Hünibach beginnen.

Moritz macht die Ausbildung zum Nebenerwerbsbauern und arbeitet dazu seit April für ein Jahr zu 40 % auf dem Hof. Er wird hier auch seine Abschlussprüfung ablegen.

Ab August wird Stefanie ebenfalls für ein Jahr und auch zu 40% auf dem Hof arbeiten. Sie macht die Nachholausbildung zur Landwirtin mit Eidg. Fähigkeitszeugnis und wir sind dabei ihr Zweitlehrbetrieb. Dazwischen gibt es immer wieder kürzere Einsätze von verschiedenen Menschen.

Nach wie vor gibt es viele Anfragen von Institutionen, Schulen und andern Projekten für Führungen auf unserm Hof. Dies ermöglichen wir, wann immer es uns möglich ist. Damit dies öfter geschehen kann, gibt es eine AG Öfentlichkeitsarbeit: Wer sich vorstellen kann, hier mitzumachen, melde sich bitte bei der Betriebsgruppe. Seit letztem Jahr sind übrigens diese Tätigkeiten auch als Arbeitseinsätze (Spaten) zählbar.

Ganz besonders freut uns auch das neue Angebot von Renate und Dominique, die ab April ihr Projekt Hofkinder gestartet haben. So tummeln sich seither jeden Mittwoch Nachmittag eine Schar 4 bis 8-jähriger Kinder auf dem Hof. Sie haben ein kleines Tipi als Hauptquartier aufgebaut, jedes Kind hat ein eigenes Beetli, sie besuchen die Tiere und schäferle auch ab und zu was mit.

Kultursommer & radiesli Chörli

Der Kultursommer letztes Jahr war ein Hit und wir freuen uns deshalb sehr, gibt's auch dieses Jahr wieder ein buntes Programm. Dies ist möglich, weil es die aktuell 8-köpfige AG Kultur gibt, die ein Programm und die Anlässe organisiert. Von Zirkus über Jät- Konzert, Kunststück mit Kollektiver Kunstproduktion bis zum Stallkonzert... ein kunterbuntes Programm! Gerne weiter verbreiten! Das vollständige Programm fndet ihr hier > Kultursommer 2019

Der Kultursommer 2018 hat auch die Entstehung des radiesli Chörli ausgelöst. Es trift sich immer am letzten Dienstag im Monat, im Sommer auf dem Hof, im Winter in der Stadt. Gesungen werden Volkslieder aus allen Ländern, alle bringen mit, was ihnen gefällt. Wer sich dafür interessiert ist herzlich willkommen, melde dich bitte bei Ralph Stamm

Freie Abonnemente

Wer daran interessiert ist: Bitte sofort anmelden! Hier gehts zu Anmeldeformular und Aboinfos. Für Gemüseabo, Eier und Mehl kann man sich mit einer regulären Anmeldung via Beitrittsformular auf die Warteliste setzen lassen.


Schön, hast Du unseren Bericht gelesen und auf bald auf dem Hof!
Mit ganz herzlichen Grüssen
die radiesli Betriebs– und Hofgruppe