Während der Aufbauphase des radiesli haben wir euch ja regelmässig mit den „Wachtumsberichten“ auf dem Laufenden gehalten. Das ist schon eine Weile her! Nun wissen wir seit Ende 2014, dass Ueli Leibundgut seinen Hof abgeben will, was auch für uns Folgen haben wird. An der Vereinsversammlung am 22. Februar 2015 haben wir ein erstes Mal informiert und versprochen, dass wir via Wachstumsberichte über die weitere Entwicklung berichten werden.

Die Situation

Ueli will seinen Hof auf Anfang 2016 abgeben. Seit er pensioniert ist und keine Subventionen mehr bekommt, ist der Hof für ihn ein Verlustgeschäft. Ueli und Elisabeth möchten aber da wohnen bleiben und auch ihre zwei Pferde behalten. Die Kinder von Ueli und Elisabeth wollen den Hof nicht übernehmen.

Das radiesli ist juristisch gesehen in einer etwas heiklen Situation. Wir sind zu klein, als dass wir als eigener Betrieb gelten können und somit darauf angewiesen, an einen landwirtschaftlichen Betrieb angeschlossen zu sein. Wenn der Hof also an einen Landwirten weitergegeben wird (egal ob verkauft oder verpachtet), der nicht mit uns zusammenarbeiten will, müssen wir über kurz oder lang einen neuen Standort suchen.

Aus diesem Grund und auch, weil wir mittlerweile sehen, dass das radiesli eigentlich ein unvollständiger Kreislauf ist (intensiver Anbau auf einer verhältnismässig kleinen Fläche, Nährstoffversorgung u.s.w), und der Meinung sind, dass es spannend wäre, das radiesli Prinzip (gemeinschaftliches Tragen eines Betriebes) auf einen ganzen Hof auszuweiten, haben wir beschlossen, Ueli ein Angebot zur Übernahme des Hofes zu machen. Dieses Vorgehen wurde an der Vereinsversammlung gutgeheissen. Die andere Variante wäre, einen neuen Standort zu suchen.

Was seither geschah

Die LandwirtInnen

Wir haben uns also auf die Suche nach LandwirtInnen gemacht, die gerne mit uns zusammen arbeiten möchten. In kürzester Zeit haben sich bei uns drei Gruppen gemeldet. An zwei Treffen sprachen wir über mögliche Konzepte und waren sehr beeindruckt von den tollen Ideen der drei Gruppen. Dann standen wir vor der schwierigen Entscheidung, mit welcher Gruppe wir einen Vorschlag für Ueli ausarbeiten wollen. An mehreren intensiven Sitzungen stellten wir Kriterien zusammen, versuchten, herauszufinden, was es braucht.....

Hier einige unserer Überlegungen:

  • Da Ueli und Elisabeth auf dem Hof bleiben wollen, ist es eigentlich das Wichigste, dass die zukünftigen BewirtschafterInnen sich mit Ueli und Elisabeth gut verstehen, so dass es ein friedliches Miteinander werden kann.
  • Wir wünschen uns Menschen, die Lust haben, mit dem radiesli zusammen zu arbeiten und gemeinsam mit uns die Idee eines solidarisch getragenen Betriebes entwickeln wollen.
  • Da wir seit dem Aufbau des radiesli wissen, was es bedeutet, so etwas aufzubauen, wollen wir achtsam mit unseren Ressourcen umgehen und uns in für uns bewältigbaren Schritten in diese Richtung bewegen.
  • Wir finden es wichtig, dass mit den Nachbarn ringsrum ein guter Kontakt aufgebaut werden kann. Aus diesen Überlegungen heraus haben wir uns nun für Noemi, Niculin, Ursina und Renato Töndury entschieden.

Noemi und Niculin sind beides LandwirtInnen (und Geschwister), Ursina ist Gym.Lehrerin für bildnerisches Gestalten und Renato ist Ursina und Niculins 6wöchiger Sohn. Ursina, Niculin und Renato wohnen zur Zeit in Bern in einer WG mit radiesli Abo, kennen das radiesli also, und Niculin wird bereits in diesem Jahr auf Uelis Land einen Pro Spezia Rara Kartoffel Versuch starten (das hat er schon eingefädelt, bevor wir von der Hofabgabe erfuhren:) Wir freuen uns!

Rechtlich/Finanzielles

Da Ueli noch unschlüssig ist, ob er den Hof direkt verkaufen oder doch erst verpachten will, sind wir daran, über beide Varianten Erkundigungen einzuziehen. Wir können uns im Moment beide Varianten vorstellen, es gibt bei beiden Vor- und Nachteile. Auch hier dünkt uns das Wichtigste, dass Ueli und Elisabeth dann ein Einkommen haben, das ihnen ein gutes Auskommen ermöglicht. Im Falle einer Pacht müssen wir gemeinsam mit Ueli Regelungen treffen, die es uns ermöglichen, nötige Investitionen zu machen. Im Falle eines Kaufes gilt es herauszufinden, was rechtlich möglich ist. Der Hof hat mit ungefähr 10 Hektaren Land einen Verkehrswert von etwa 1.7 Millionen Franken. Wir möchten in so einem Fall versuchen, mit einer Stiftung zusammen zu arbeiten (Christoph steht in Kontakt mit einer). Weitere Abklärungen sind am Laufen.

Der Nachbar

Ueli und Elisabeth haben Nachbarn, die seit Jahren Interesse gezeigt haben, Uelis Land zu übernehmen, wenn er aufhört.

Dieser Nachbar wurde Anfang Februar informiert, dass Ueli aufhören will (und dass das radiesli Interesse hat) und wurde von Ueli aufgefordert, seinerseits seine Interessen anzumelden. Das hat er bis jetzt noch nicht gemacht.

Ueli und Elisabeth sind sehr im Zwiespalt: Sie mögen das radiesli sehr, fühlen sich aber dem Nachbarn gegenüber auch verpflichtet.

Am 28. März waren Christoph und Marion mit Niculin, Ursina, Renato und Noemi bei Ueli und Elisabteh, die drei haben sich vorgestellt und wir haben dargelegt, was wir vorhätten und gerne machen würden.

Der aktuelle Stand

Unser Vorschlag ist deponiert, Ueli wird wohl nochmal beim Nachbarn nachfragen. Wir werden unsere rechtlich/finanziellen Nachforschungen weitertreiben und unterstützen Ueli und Elisabth in Gedanken bei ihrer nicht einfachen Entscheidung!


PDF des Wachstumsbericht Hof Nr. 1 von April 2015