Die Betriebs- und Hofgruppe berichtet über die Entwicklung des Hofes. Die grossen Er­ eignisse des letzten Jahres waren der Hofkauf und das rauschende Jubiläumsfest. Es gab aber auch eine zweite Vereinsversammlung zum spannenden Thema Löhne. Wir halten euch auch gerne auf dem Laufenden, wer zurzeit alles auf dem Hof arbeitet und über die Aktivitäten in verschiedenen Arbeitsgruppen.

Neues zum Hofkauf

Am 30. Juni 2021 ging der radieslihof in unseren Besitz über. Dank des guten Willens aller Beteiligten und der vielen vielen grossen und kleinen Darlehen von radiesli­Mitgliedern und anderen sowie des kurzfristigen Darlehens der Stiftung Stimme konnten wir die di­ versen auftauchenden Klippen umsegeln und diesen Prozess zu unser aller Zufriedenheit abschliessen.

Abschliessen? Nun, ofenbar noch nicht ganz. Vor Kurzem erreichte uns der Bescheid des Grundbuchamtes, dass der Hof einen weniger hohen amtlichen Wert hat als bis anhin. Das hat damit zu tun, dass der Betrieb neuerdings wieder als Gewerbe gilt, was in Uelis letzten Bewirtschaftungsjahren nicht mehr der Fall war. Das ist an und für sich sehr er­ freulich, allerdings bedeutet es auch, dass die zwei Wohnungen jetzt wieder nach Land­ wirtschaftsnorm bewertet werden. Das bedeutet, dass die freie Gemeinschaftsbank nun total nur 590'000 CHF Hypothek (und Treuhandgelder) leisten kann (statt wie bisher 645'000 CHF). Wir haben die erforderlichen 55'000 CHF bereits aufs Konto der Bank zu­ rücküberwiesen. Das geht kurzfristig gut, da aber zusätzlich zwei weitere Darlehen dieses Jahr zurückbezahlt werden müssen, brauchen wir im Lauf des Jahres noch weitere 100'000 CHF Darlehen. 40'000 CHF sind bereits eingetrofen, wir sind zuversichtlich, dass noch weitere dazukommen werden.

Wer also die Möglichkeit hat, ein grosses oder kleines Darlehen zu geben, oder Menschen kennt, die dies interessiert – sehr gerne weiterempfehlen oder sich direkt melden bei Christoph Hirsbrunner, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Da der Hof auch weiterhin fnanziell von vielen verschiedenen Menschen getragen wird, sind wir auch in den nächsten Jahren immer wieder froh, von möglichen Darlehen zu hö­ ren. So können wir das Geld im Fluss behalten und Darlehen bei Bedarf auch zügig zu­ rückbezahlen (bisher sechs Darlehen oder 141'000 CHF in den letzten drei Jahren). Zur Zeit stammt unser Kapital aus folgenden Quellen:

Anteilscheine radiesli

150'000 CHF

Zinsfreie Darlehen (88 Verträge)

1'258'000 CHF

Darlehen mit Zins (20 Verträge)

369'000 CHF

Darlehen Stiftung STIMME

90'000 CHF

Hypothek Freie Gemeinschaftsbank

90'000 CHF

Treuhandgelder Bank (9 Verträge)

500'000 CHF

 

Renovationen

Kaum gekauft, legten wir los mit den dringendsten Renovationen. Der Belag der oberen Tenneinfahrt wurde erneuert, damit es nicht mehr ins Eierräumli darunter tropft. Bereits vor dem Winter konnten wir ebenfalls die alten Fenster des Stöcklis ersetzen, schon bald startet dort die zweite Renovationsetappe mit dem Erneuern der Küche, Renovieren der Fassade und diversen Isolationsmassnamen. Von der bestehenden Holzheizung wurde eine Abzweigung in den radiesliraum gelegt, so dass dieser nun leicht temperiert werden kann, fürs Arbeiten angenehm und fürs Gebäude gut, da weniger feucht.

Im Brunnenschopf hat es seit Kurzem auch einen neuen Belag. So ist für uns das Trans­ portieren der Gemüsekisten aus dem und in den Kühler wesentlich arbeitsergonomischer und der Brunnen steht wieder gerade.

Weitere Renovationspläne gibt es viele, wir werden sie in den nächsten Jahren in sinnvol­ len, bewältigbaren Etappen angehen: Der Heuboden im rechten Bereich muss erneuert und Solarzellen sollen auf dem Dach angebracht werden, was allerdings erst Sinn macht, wenn das Dach ersetzt werden muss, ein Regenwasserreservoir im ehemaligen Bschütt­ loch vor dem Haus ist angedacht... Im nächsten Jahr werden wir den grossen Tomaten­ tunnel verlegen, das ist gut für die Bodengesundheit. Ein Traum von uns ist auch ein klei­ nes, geheiztes Gewächshaus, so dass wir künftig Tomatensetzlinge und Co. bei uns auf­ ziehen können.

Zudem haben wir einen wunderschönen Pizzaofen aus Lehm geschenkt erhalten! Er bie­ tet Platz für 3 ­ 4 Pizzen aufs Mal und darf künftig von radieslis (z.B. an Aktionstagen) nach Absprache und Instruktion benützt werden. Noch fehlt allerdings ein Unterstand dazu. Falls sich jemand fürs Bauen eines solchen interessiert, bitte bei der Hofgruppe melden. Ziegel fürs Dach und Kopfsteinpfaster für den Boden sind vorhanden, Bauholz (auch Occasion) wird noch gesucht. Der Ofen soll dereinst im vorderen Teil des Gartens beim Stöckli (bei der Tanne zur Bodengasse hin) stehen, der für alle radieslis als Essens­ und Schattenplatz zur Verfügung steht.

Rückblick Jubiläumsjahr

Wir schwelgen immer noch! An zwei strahlend schönen Septembertagen durfte das ra­ diesli sein 10­jähriges Bestehen feiern. Es war ein rauschendes Fest mit Märit, Work­ shops, Lunapark, Kunstrundgängen, kulinarischen Highlights, Konzert, Sonntagsbrunch mit Theater... und einer eindrücklichen Beteiligung von so vielen Menschen.

Wer den ausführlichen Bericht der AG Kultur dazu lesen will, fndet ihn auf der Homepage. Zudem gibts ein tolles Video des Jubiläums­KUNSTSTÜCKS von Carla und viele schöne Fotos von Simon, Bolli und Lisa.

Des Weiteren machte eine Gruppe engagierter radieslis eine wundertolle Jubiläumspubli­ kation in Form eines Klebersammelalbums mit vielen Berichten, Anekdoten, Bildern, Re­ zepten und Illustrationen von radieslis. Es gibt noch einige Exemplare dieses schönen, zeitlosen und informativen Heftes: gerne zu kaufen nach wie vor am Hof oder per Be­stellung bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Den einzigartigen radiesli­ Bäuer*innenkalender fürs 2022 gab es am Fest oder ebenfalls auf Bestellung zu kaufen, er hängt jetzt wohl schon eine Weile in vielen Stuben! Auch dies eine grossartige Erinnerung.

Thema Löhne

An einer zweiten Vereinsversammlung im September 2021 haben wir uns der Thematik Löhne gewidmet. Da wir eine solidarische Landwirtschaft sind, haben wir von Anfang an versucht, auch die Löhne solidarisch zu gestalten. Etwas mehr als die Hälfte der Einnah­men (bestehend aus Mitgliederbeiträgen und Direktzahlungen) gehen an die Löhne der Hofgruppe. Genauso wie wir das Gemüse nicht nach Kilogramm bezahlen, haben wir auch die Angestellten nicht nach Stunden entlöhnt, sondern nach Bedarf. Der Lohn muss so gross sein, dass die Bedürfnisse eines Menschen gedeckt sind, so dass er für uns arbeiten kann. Doch was ist eigentlich unser Bedarf und wie viel brauchen wir, um "gut" zu leben?

In Kleingruppen fand ein reger Austausch zu diesem Thema statt. Was braucht es, um "gut" zu leben? Essen, Wohnen und Haushalt, Gesundheit, Versicherungen, Steuern, Mo­ bilität, Kleider, Hygiene, Vorsorge und Reserve, Bildung, "Luxus", Freizeit (Kultur, Sport, Erholung...)? Was ist mit der Vorsorge? Im Fall von Krankheit? Die Bedürfnisse ändern sich je nach Lebensphase und Lebensform. Wie viel Transparenz braucht es, wer wie viel für was braucht?

Einig waren sich alle, dass die Hofgruppe zufrieden sein soll mit ihrem Lohn. Ein sorgen­ freier Alltag soll möglich sein. Für einen Arbeitsalltag, der sich gut und sinnvoll anfühlt, braucht es nebst einem passenden Lohn auch eine gute Arbeitsatmosphäre.

Die Hofgruppe legte dar, wie es aktuell aussieht. An ihrer jährlichen Retraite ist das The­ma Löhne und Arbeitsstunden ein fixer Punkt. Da wird jeweils überprüft, ob der momenta­ne Zustand für alle noch stimmt. Sowohl Stunden wie auch Löhne wurden in den letzten Jahren nach oben oder unten angepasst. Das Ergebnis dieser Runde wird danach der Be­triebsgruppe mitgeteilt, die dann versucht, die aktuellen Bedürfnisse im Budget unterzu­bringen. Die Hofgruppe betont, dass sie es als lehrreiche und sinnvolle Übung begreift, sich wiederkehrend damit auseinanderzusetzen, und dass das Verhältnis untereinander sehr vertrauensvoll sein muss, damit alle wirklich zu ihren Bedürfnissen stehen können, was es zur Zeit zum Glück ist :). In der Hofgruppe wird aktuell zwischen 60 % und 80 % gearbeitet und die Löhne bewegen sich zwischen netto 2'300 CHF und 3'100 CHF (Aus­nahme Ursina mit 20 %).

Mehrere radiesli­ Mitglieder äusserten im Anschluss den Wunsch, dass die Hofgruppe hö­heren Lohn erhalten soll. Es werden Ideen für die Zukunft gesammelt:

  • radiesli-Mindestlohn: Viele Anwesende stellen es sich nicht einfach vor, jederzeit für seine Bedürfnisse einzustehen und z.B. einen höheren Lohn zu fordern. Unter anderem deshalb könnte ein Mindestlohn für die Mitarbeiter*innen des Hofes sinnvoll sein. Der Mindestlohn könnte dann entsprechend der individuellen Bedürfnisse nach oben angepasst werden.
  • Geteilte Ökonomie: Löhne und Erspartes könnten in der Hofgruppe geteilt und gemeinsam verwaltet werden.
  • Reservetopf: genügend grosse finanzielle Reserve im radiesli-Budget anlegen, um die Altersvorsorge zu unterstützen und im Fall von Notfällen oder Krankheit Sicherheit zu haben. Eventuell könnten so auch Frühpensionierungen finanziert werden, da Arbeit in der Landwirtschaft körperlich anstrengend ist.
  • Wie schafft man Flexibilität? Nebst einem kollektiven Reservetopf sollte es auch möglich sein, individuelle Reserven anzulegen. Wenn ein Mitglied der Hofgruppe das radiesli verlässt, sollte man etwas mitnehmen können z.B. für eine Umschulung oder ein neues Projekt.
  • Leistungen anderer Art: Nebst finanzieller Unterstützung könnten vermehrt andere Dienstleistungen angeboten werden – besonders im Alter. Möglichkeiten wären etwa lebenslanges kostenloses Beziehen von Lebensmitteln des Hofes oder das Anbieten von preiswerten Wohnmöglichkeiten.

Zum Abschluss wurde festgelegt, dass das Thema unbedingt weiter bearbeitet werden soll. Aktuell werden wir an der Betriebsgruppenretraite Grundlagen erarbeiten, damit die Arbeitsgruppe (in den Startlöchern) daran weiter arbeiten kann. Wer sich dieser Arbeits­gruppe gerne anschliessen möchte, ist sehr willkommen! Melden kann man sich bei der Betriebsgruppe via Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Mitarbeitende

Wie immer ist auf dem radieslihof ein reges Kommen und Gehen. 2022 arbeiten mit der Hofgruppe auf dem Hof:

Michelle, die seit letztem August ein Praktikum (60 %) bei uns macht. Ab nächstem August wird sie die Lehre zur Gemüsegärtnerin im Humanushaus beginnen.

Magnus, der seit Februar auf dem Hof zu 100 % als Lehrling arbeitet. Er ist im vierten Jahr der Demeterlehre und bleibt bis Ende Juli.

Nadine beginnt ihre Lehre als Landwirtin im August und bleibt ein bis zwei Jahre.

Jaffar kann von April bis September wieder auf dem Hof arbeiten, möglich ist dies dank der vielen Einzahlungen in den Solifonds.

Maria hat im April die Ausbildung zur Betriebsleiterin erfolgreich abgeschlossen!

Es waren zwei anstrengende Jahre für sie, diese Ausbildung nebst der Arbeit auf dem Hof zu machen, wir sind ihr sehr dankbar dafür. Bedeutet es doch, dass wir ab jetzt Lehrlinge ausbilden dürfen! Das ist uns ein grosses Anliegen, weil wir denken, wenn wir die Landwirtschaft verändern wollen, dann braucht es auch Lehrbetriebe, die ihre Erfahrungen im Suchen und Begehen neuer Wege weitergeben. Die Menge der Anfragen für einen Lehrstellenplatz zeigt uns, dass hier grosser Bedarf besteht.

Annakatharina wird ab diesem Jahr etwas anders arbeiten. Die Arbeit in Landwirtschaft und Gemüsebau ist anstrengend und wir finden, dass es möglich sein soll, die Jahre vor der Pensionierung so zu gestalten, dass die Gesundheit mit dabeibleibt. Nun, wie wir das genau machen? Das finden wir eben jetzt heraus, wo, wenn nicht auf dem radieslihof, kann man so was ausprobieren? Fürs Erste versuchen wir es mal so, dass ihre Arbeitstage kürzer werden und sie sich mehr auf die Anzucht der Setzlinge und die Beschaffung von Material konzentriert und bei der strengen Feldarbeit etwas zurücksteckt. Dort bekommt Marion (auch nicht mehr die Jüngste : ) ) Hilfe von den Lernenden und von Jaffar. Wir sind und bleiben dran.

Aus den Arbeitsgruppen

AG viel vom rind – mit SHAZALA ins neue radiesli-Jahr

Falls ihr kürzlich orientalische Rhythmen aus der Bratpfanne zu hören gemeint habt, könnte dies durchaus auf die neueste radiesli-Bratwurst-Kreation zurückzuführen sein, die womöglich mit der letzten Fleisch-Bestellaktion den Weg in eure Küche gefunden hat. SHAZALA ist beim Wurst-Work-Weekend der AG Fleisch zu Beginn dieses Jahres entstanden und sendet euch mit ihren Gewürzen eine knackige Grussmischung aus Sommersonne und Tausendundeiner Nacht. Martina und Ursina haben inzwischen eine ebenso heisse Etikette gestiefelt – so frisch, dass sie es knapp nicht mehr auf die Würste geschafft hat. Freut euch also auf die nächste Wurstrunde...

Alles andere ist (auch) Wurst? Weit gefehlt! Die AG Fleisch, bestehend aus Michele, Sonja, Marc, Maria und Niculin, nimmt "viel vom rind" beim Wort. Im Januar wurde alles inventarisiert, was von den letztjährigen Schlachtungen übrig war und so viel davon wie möglich an die radieslis und ihre Angehörigen, Freund*innen und Haustiere gebracht. Verbliebene Leber wurde zu feinen Pâtés à la Méditerranée und à la forestière verarbeitet, die jetzt im radiesli erhältlich sind. Weitere Ideen der Gruppe reichen von Informationsveranstaltungen zum Fleischverzehr bis zur Vermarktung gegerbter Felle unserer Tiere. Eure Anliegen, Wünsche und Fragen nimmt die AG Fleisch via Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. gerne entgegen.

Textbeitrag von Sonja für die AG viel vom rind

AG hochstamm – Obstbaumschnitt und Hoschtetpflege

Es ist Ende Februar, Zeit für den Obstbaumschnitt. Die Vorfreude ist gross. Das Baumschneiden ist über die Jahre zu einem Ritual geworden. Es kräftigt die jungen Bäume und verjüngt die älteren, bereitet sie aufs Früchtetragen vor. Da die wenigsten von uns auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken können, schneiden wir den ersten Baum gemeinsam. Wir fragen uns: Wie geht es dem Baum? Wächst er ausgeglichen? Wir schauen uns den Trieb in der Mitte an, wie er vom Stamm bis zur Spitze empor wächst. Dann folgen wir den vier Leitästen, die in alle Himmelsrichtungen vom Stamm abgehen und die Form der Krone bilden. Unser erster Baum ist seit der Pflanzung 2016 gut gewachsen und hat starke Äste entwickelt. Der Mitteltrieb ist im Verhältnis dazu etwas schwächer. Wir versuchen also, den Mitteltrieb zu stärken und die Leitäste abzubremsen, indem wir das Ende des Mitteltriebes lang stehen lassen, die Leitäste hingegen stärker zurückschneiden. Dann lichten wir den Baum aus, schneiden einige zu grosse oder zu dicht wachsende Äste ab, damit er weiterhin am Aufbau einer starken Struktur festhält und nicht zu früh an süsse Früchte denkt. Trotzdem können wir es uns nicht verkneifen, an geeigneten Stellen schon jetzt Fruchtholz stehen zu lassen, um ein paar erste Früchte ernten zu können. Am Schluss spreizen wir die vier Leitäste von der Mitte ab, indem wir lange Haselruten dazwischen klemmen. Das macht die Krone breiter, was ihr später ermöglicht, mehr Früchte zu tragen. Zudem bremsen wir so das Wachstum der Leitäste ab, geben dem Mitteltrieb eine Chance aufzuholen. Denn je flacher ein Ast wächst, je weniger legt er pro Jahr zu.

Wir schneiden nun bereits im vierten Jahr in der gleichen Gruppe die radiesli-Hoschtet. Es gibt viele Meinungen zum Obstbaumschnitt. Wir stehen der Öschberg-Krone am nächsten, halten uns aber nicht streng an die Regeln. Wichtig ist, jedes Jahr ähnlich zu schneiden. Sonst verstehen unsere Bäume die Welt nicht mehr. Darum führen wir seit diesem Jahr ein Journal in Bild und wenig Text. Doch der radieslihof gedeiht und entwickelt sich durch das Werk vieler und so sollte es in einem gewissen Masse doch auch bei den Bäumen sein. Wir sind manchmal etwas hin- und hergerissen zwischen Einheit und Vielfalt.

Nun machen wir uns alleine oder zu zweit an die weiteren Bäume. Trotz scharfer Bise gibt uns die Zeit oben in den Kronen ein Gefühl von Glück. Von Zeit zu Zeit schauen wir über den Obstgarten und sehen, wie überall radieslis auf Leitern stehen und Bäume schneiden. Ein wohltuender Anblick. Nicht so zufriedenstellend ist es, den Bäumen beim Schnitt so viele Verletzungen zufügen zu müssen. Wir zwingen sie in eine Form, die unserer Vorstellung guter Obstbäume entspricht. Dabei wissen wir, dass der Baum ja auch eine "Idee" hätte, wie er wachsen möchte. Frech von uns. Andererseits haben wir die Bäume gepflanzt und verfolgen mit ihnen ein Ziel. Als Baumschneider*innen schwenken wir also zuweilen zwischen Mitleid und erzieherischer Fürsorge.

Auf dem Hof stehen nicht nur neu gepflanzte Bäume, sondern auch ein paar ältere. Einige davon wachsen Jahr für Jahr nur noch wenig, machen kaum noch neue Triebe. Hier gibt es wenig zu tun, wir entfernen in Kürze ein paar Zweige und freuen uns auf die reiche Ernte im Sommer. Bei den anderen geht trotz des Alters die Post ab. Dutzende senkrechte Neutriebe (Jahrestriebe) schiessen in die Höhe. Würden wir jetzt alles zurückzuschneiden, würden wir ihr Austreiben verstärken. Wir machen deshalb ein paar wenige, aber wesentliche Schnitte an den Mitteltrieben und Leitästen, um die Kronen in eine neue Form zu bringen. Die vielen kleinen Triebe lassen wir stehen. Im Sommer kommen wir dafür auf einen weiteren Schnitt vorbei.

Bei einigen Jungen Bäumen können wir bereits erahnen, wie einstweilen ihre weiten, starken, fruchtbehangenen Kronen aussehen werden. Dieser Blick in die Zukunft ist das schönste Geschenk nach getaner Arbeit.

Textbeitrag von Christof für die Obstbaumschnittgruppe zusammen mit Anna-Katharina, Christina, Rolf und Ursina

AG Öffentlichkeit – es geht wieder los!

Corona hat dazu geführt, dass Vieles abgesagt oder verschoben wurde. Nun geht's offensichtlich wieder los und wir freuen uns auf Einladungen zu spannenden Anlässen wie die Nachaltigkeitstage Bern (Kulinata) oder Führungen und Besuche von Uniterre, Schulklassen (Gymnasium Hofwil), der Kurs "Landwirtschaft begreifen" des Inforama, befreundete oder entstehende Solawis und was alles in diesem Jahr noch entstehen wird. Auch Forschungsarbeiten werden wieder und weiterhin durchgeführt, was uns immer freut.

Ein Schnupper-Aktionstag mit kurzer Führung für Neulinge und Interessent*innen ist in diesem Frühjahr am 7. Mai um 13:30 Uhr auf dem radieslihof geplant.

Wer gerne in der AG Öffentlichkeitsarbeit mitarbeiten oder Ideen einbringen möchte, meldet sich bitte bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Freie Anteile

Zur Zeit gibt es noch freie Anteile von viel vom rind und mehl und mehr sowie von TEIKEI Kaffee. Für alles andere kann man sich gerne auf die Warteliste setzen lassen. Ab Januar gibt es in der Regel wieder von allem was zu haben. Möchte jemand unter dem Jahr aussteigen und es sind Menschen auf der Warteliste, kann man nachrücken. Wir sind froh, dass die Vergabe der Anteile in den letzten Jahren ganz gut gelaufen ist – dies aber sicherlich nur durch unser aller Mitarbeit – durchs Weitererzählen und Empfehlen. Danke!

Dies einige aktuelle Geschichten vom radieslihof. Schön, hast Du unseren Bericht gelesen und auf bald auf dem Hof!

Herzliche Grüsse
Die radiesli-Hof- und Betriebsgruppe

PDF des Wachstumsbericht Hof Nr. 12 von April 2022